Künftig soll die Luft gemolken werden (16.03.2016 15:10:58)

Westfalenpost / Lokalausgabe

16.03.2016

Wülfte. Landwirte wollen zwischen Alme, Wülfte und dem Nehdener Weg einen Bürgerwindpark errichten.

Seit Generationen wird auf der Briloner Hochfläche Landwirtschaft betrieben. Künftig soll dort auch der Wind gemolken werden. Eine Gruppe von Landwirten plant im Dreieck von Wülfte, Alme und Nehdener Weg einen Bürgerwindpark. Sieben Windräder sollen sich dort einmal drehen.

Projektierer ist die Bürgerwindpark Wülfte-Alme GmbH. Die besteht, bis jetzt, aus neun Gesellschaftern. Dabei handelt es sich durchweg um Landwirte. Drei von ihnen bilden die Geschäftsführung: Hans-Jürgen Arens und Thomas Gerlach, beides Vollerwerbslandwirte aus Wülfte, und Antonius Vonnahme aus Alme, Oberstudienrat am Haus Düsse und Landwirt im Nebenerwerb.

Vor fünf Jahren gründeten sie die Bürgerwindpark Wülfte-Alme GmbH. Damals grasten überregionale Projektierer das windhöffige Hochsauerland nach profitablen Standorten ab. Da hatten auch schon viele Landwirte ihre Scholle als Einnahmequelle bei der Gewinnung regenerativer Energien entdeckt. „Wir wollten die Wertschöpfung in der Region behalten“, sagt Hans-Jürgen Arens.
Für Biogas zu viel Fläche

Eine Zeitlang hatten sie sich auch mit Biogas beschäftigt. Für den Betrieb einer derartige Anlage waren allerdings die erforderlichen Anbauflächen nicht groß genug.

Mit Gründung der Bürgerwindpark GmbH begannen die drei Geschäftsführer mit der Fülle von Eigentümern Kontakt aufzunehmen und für die Windkraft-Idee zu gewinnen. Mehr als 50 machten mit. Thomas Gerlach: „Die erforderlichen Flächen waren innerhalb von acht Wochen vertraglich gesichert.“ Bei ihren ersten Planungen gingen die Projektierer noch von 13 Anlagen aus. Das änderte sich im Laufe des langen Planungs- und Koordinierungsverfahrens mit der Stadt Brilon. Was kam dabei heraus? Gerade mal die Hälfte der Anlagen, dafür aber effizientere.

In die Karten spielte den Landwirten, dass ihre Flächen sich voll mit den von der Bezirksregierung ausgeguckten Windvorrangflächen und der von der Stadt Brilon ermittelte Konzentrationszone decken.

Und: Die 110 kv-Hochspannungsleitung führt durch ihr Gebiet. Zwar müssen die Investoren für die Ableitung des Stromes einen eigenen Einspeisungspunkt errichten. Aber da der näher als das ausgelastete Umspannwerk bei Nehden liege, träten wesentlich geringere Transportverluste auf, sagen sie.

Zwischenzeitlich war die Fläche wegen der Brutplätze von Neuntöter und Raubwürger aus der Planung herausgeflogen. Beide Arten gelten allerdings nicht mehr als besonders kollisionsgefährdert. Jetzt brauchten bei der Festlegung der Standorte noch sogenannte Lerchenfenster berücksichtigt werden, jeweils etwa 20 qm große Bodenbereiche, die nicht eingesät, sondern als Brutplätze freigelassen werden.

Und zum Nehdener Weg hin musste ein Korridor für die geplante Trasse der B 7n um Alme herum frei bleiben.

Nach der planungs- und baurechtlichen Phase wollen sich die Initiatoren mit der Konkretisierung des weiteren Bürgerbeteiligungsmodells befassen. Ziel ist, noch in diesem Jahr die Baugenehmigung zu erhalten und noch auf Basis des aktuellen Energieeinspeisungsgesetzes loslegen zu können.

Über die Arrondierung der Flächen seien ja schon etliche Bürger mit im Boot, sagen die Investoren: „Aus der Pacht fließen Anteile zurück ins Dorf.“ Über eine Energiegenossenschaft könnten Anteile angeboten werden. Darüber ist allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Öffentliche Auslegung

Von Freitag, 18. März, bis Montag, 18. April, findet die öffentliche Auslegung dieser Planung statt. Die Anträge sind im Rathaus Brilon und im Kreishaus Brilon, Untere Umweltschutzbehörde/Immissionsschutz, einsehbar. Zudem ist der Genehmigungsantrag auf der Startseite www.hochsauerlandkreis.de (Bekanntmachungen der Unteren Umweltschutzbehörde) abrufbar. Einwendungen gegen das Vorhaben können bis einschließlich Montag, 2. Mai, schriftlich eingelegt werden.

Im Rahmen der Ausweisung der Briloner Windkraft-Konzentrationszonen sind für dieses Projekt „nur sehr wenige“ Eingaben eingereicht worden, so Beigeordneter Reinhold Huxoll. Derzeit werden die Einwendungen noch ausgewertet. Rund 1200 sind es insgesamt. Die meisten, so Huxoll weiter, betreffen die Planungen im Raum Altenbüren.

Diesen Donnerstag, 17. März, steht die Abwägung der Eingaben im Rat auf der Tagesordnung. Wie bei vorangegangen Debatten um die Ausweisung von Windkraftkonzentrationszonen wird der Rat wegen der Befangenheit der Ratsmitglieder nicht beschlussfähig sein. Für den 14. April ist bereits eine weitere Sitzung ins Auge gefasst.

Jürgen Hendrichs


 
 
 
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